Im ersten Moment ist das für viele Menschen sicher nicht denkbar, da eine Photovoltaikanlage von mehreren Hektar Fläche natürlich nicht so schön anzuschauen ist, wie eine Wiese oder ein Acker. Letztendlich ist aber fast alles was der Mensch geschaffen hat, ein Eingriff in die Natur. Und der Mensch ist dabei das größte Problem, denn er will leben, konsumieren und eben auch Strom nutzen. Die Frage ist, wie wir diesen Strom in Zukunft mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Umwelt produzieren können. Die Bundesregierung setzt dabei auf erneuerbare Energien. Dass es wenig Sinn macht, diese nur im wenig besiedelten Norden oder sogar „Offshore“ auf dem Meer zu produzieren, haben wir auch schon lernen dürfen, da die Verteilung des Stroms ja Leitungen benötigt.
Wir, die BVG, haben uns die Entscheidung für einen gewissen Anteil auch auf den guten Äckern in Groß-Umstadt nicht leicht gemacht und sind diesbezüglich auch intern nicht alle der gleichen Meinung. Dennoch sehen wir es mehrheitlich als unabdingbar an, dass hier alle Regionen Verantwortung übernehmen und vor Ort erneuerbare Energien erzeugen. Hier haben wir noch viel Potenzial bei der Windkraft, die wir ebenfalls befürworten und besonders auch bei Photovoltaik auf Gebäudedächern. Ein gewisser Anteil darf dann unserer Meinung nach auch auf Groß-Umstädter Äckern sein. Ein Vorteil dabei ist, dass hier keine Flächen versiegelt werden. Energie wird im Übrigen längst auf Groß-Umstädter Äckern im großen Stil produziert. Der Mais, der früher in die Mägen der Rinder verfüttert wurde, wird längst in verschiedenen Biogasanlagen zu Strom oder Gas verarbeitet, wobei im Vergleich die Hektareffizienz der Photovoltaik um ein vielfaches höher ist.
Wir sind im Übrigen der Meinung, dass man mutige Investoren, die bereit sind zum Teil Millionenbeträge zu investieren, unterstützen sollte. Natürlich möchte der Unternehmer einen Gewinn erwirtschaften. Das liegt in der Natur unseres Wirtschaftssystems. Der Nutzen für die Bevölkerung erklärt sich mit der derzeitigen Energieknappheit von selbst.
Wir brauchen die regenerativen Energien, wenn Atom- und Kohlestrom abgeschaltet sind und Gas, das uns zudem von anderen Ländern abhängig macht, auch nur in geringen Mengen zur Verfügung steht. Den von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Kriterienkatalog zur Bewertung einzelner Projekte tragen wir mit. Dieser kann aber immer nur als Orientierung dienen, da die einzelnen Kriterien nicht immer eindeutig gegeneinander ab-gewogen werden können. Natürlich ist der Bodenwert ein sehr gewichtiges Kriterium für die Abwägung. Aus unserer Sicht gilt es aber in der aktuellen Situation auch, den Zeitfaktor mit in die Entscheidung einzubeziehen. Wir haben hier konkrete Projekte mit denen unserer Stadt einen verantwortungsvollen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren Energien beitragen kann. Dabei müssen sehr viele Faktoren zusammen kommen, dass ein Projekt am Ende umsetzbar wird. So müssen zum Beispiel neben der Lage des Grundstücks auch die notwendigen Anschlußmöglichkeiten gegeben sein. Selbst wenn die Stadtverordnetenversammlung die vorliegenden Projekte jetzt befürwortet, muss ein nochmal, ein bis zu 2 Jahre langer Verfahrensweg für unter anderem Flächennutzungsplanänderung und Bebauungsplanaufstellung einkalkuliert werden. Die derzeitigen Rahmenbedingungen mit knapper PV-Modulverfügbarkeit und hohen Darlehnszinsen sind ebenfalls nicht Investorenfreundlich. Wir halten es deshalb für dringend nötig, den Investoren von unserer Seite möglichst bald grünes Licht zu geben.
Es ist uns sehr wichtig, fest-zuhalten, dass unsere Zustimmung zu den hier vorliegenden Projekten nicht bedeutet, dass der Faktor Bodenqualität in zukünftigen Entscheidungen keine Rolle mehr spielt. Es ist ein Zugeständnis, das der aktuellen Situation Rechnung trägt, dass jetzt so schnell wie möglich der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden muss. Diese Befürwortung der aktuellen Vorhaben durch das Parlament, sollte allerdings keinesfalls als Blankovollmacht für weitere Projekte verstanden werden.
Ihre Bürgervereinigung Groß-Umstadt e.V.